Die Diskussion über den wirtschaftlichen Nutzen eines Datenschutzbeauftragten (DSB) folgt häufig einem vertrauten Muster: Unternehmen sehen die Benennung eines DSB zunächst als gesetzliche Verpflichtung und damit als Kostenfaktor. Doch aktuelle Analysen, insbesondere die jüngst veröffentlichten Ergebnisse der CNIL und der AFPA-Befragung 2024, zeichnen ein deutlich anderes Bild. Sie zeigen, dass der DSB weit mehr ist als ein reaktives Compliance-Element. Richtig eingesetzt, wird er zu einem echten wirtschaftlichen Werttreiber. Er unterstützt Unternehmen nicht nur bei der Einhaltung der DSGVO, sondern schafft messbare Wettbewerbsvorteile, schützt vor erheblichen finanziellen Risiken und sorgt für effizientere interne Prozesse.

Als Kanzlei mit jahrzehntelanger Erfahrung im Wirtschaftsrecht beobachten wir seit vielen Jahren, wie stark die Bedeutung des Datenschutzes für unternehmerische Stabilität und Wachstum zugenommen hat. Datenschutz ist längst nicht mehr nur eine juristische Frage, sondern ein strategischer Faktor, vergleichbar mit der IT-Sicherheit oder dem Qualitätsmanagement. Unternehmen, die dies erkennen, profitieren nachweislich stärker und nachhaltiger von ihrer Compliance-Struktur. Doch worin genau bestehen diese Vorteile?

Im Folgenden beleuchtet dieser Artikel auf Basis der CNIL-Analyse und unserer praktischen Beratungserfahrung, welchen konkreten wirtschaftlichen Nutzen ein DSB für Unternehmen entfalten kann und warum der Datenschutzbeauftragte als echter Vermögenswert begriffen werden sollte.

1. Der DSB als Wettbewerbsvorteil in Ausschreibungen

Viele Unternehmen kennen das Szenario: Eine wichtige Ausschreibung steht an, die Konkurrenz ist stark und plötzlich entscheidet ein scheinbar „weicher“ Faktor über den Zuschlag. Auftraggeber, insbesondere im öffentlichen Sektor oder in datengetriebenen Branchen, verlangen zunehmend ein glaubwürdiges Datenschutz- und Sicherheitsniveau. Spätestens hier wird deutlich, dass ein benannter und gut eingebundener DSB ein Qualitätsmerkmal ist, das Vertrauen schafft.

Die CNIL-Studie bestätigt dies eindrucksvoll. Unternehmen berichten, dass ihre Chancen in Ausschreibungen erheblich steigen, wenn sie ihre Datenschutzstrukturen aktiv kommunizieren. Ein DSB, der nicht nur formal existiert, sondern sichtbar in Prozesse eingebunden ist, wird zum strategischen Partner des Vertriebs. Für Auftraggeber bedeutet seine Präsenz, dass Datenschutzanforderungen ernst genommen werden und es einen fachkundigen Ansprechpartner für die gesamte Vertragslaufzeit gibt.

Besonders bemerkenswert ist ein Beispiel aus der Befragung: Ein Unternehmen, das seine Datenschutzstrategie systematisch nach außen sichtbar machte, erhöhte seine Erfolgsquote in Ausschreibungen um rund 50 %. Das zeigt, wie stark Datenschutzkompetenz zur Vertrauensbildung beiträgt. Datenschutz wird damit zu einem Qualitätssiegel, ähnlich wie Nachhaltigkeit oder zertifizierte Sicherheitsstandards.

Dass 42 % aller DSB diesen Vorteil wahrnehmen und der Wert auf 50 % steigt, wenn der DSB aktiv konsultiert wird, bestätigt: Die Ausschreibungsqualität hängt unmittelbar davon ab, wie ernst ein Unternehmen seinen Datenschutz nimmt. Wer Compliance als Ressource betrachtet und nicht nur als Pflicht, profitiert am stärksten.

2. Reduktion von Sanktionen und Reputationsschäden

Die DSGVO sieht erhebliche Bußgelder vor. Doch in der Praxis sind es nicht primär die finanziellen Sanktionen, die Unternehmen fürchten, sondern die reputativen Konsequenzen. Ein öffentlicher Verstoß schwächt das Vertrauen von Kunden, Partnern und Investoren. Unternehmen mit datengetriebenen Geschäftsmodellen oder innovationsorientierten Produkten sind besonders sensibel für diese Risiken.

Die CNIL weist für 2024 insgesamt 87 Sanktionen mit einem Gesamtvolumen von 55 Millionen Euro aus. Dies zeigt eindrucksvoll, wie teuer Datenschutzverstöße werden können. Doch der eigentliche Wert eines starken DSB zeigt sich darin, solche Risiken frühzeitig zu verhindern. Unternehmen berichten regelmäßig, dass der DSB durch Sensibilisierung, interne Schulungen, Risikoanalysen und laufende Kontrolle entscheidend dazu beiträgt, Verstöße zu vermeiden.

Ein zentraler Aspekt: Der DSB ist die Schnittstelle zur Aufsichtsbehörde und damit maßgeblich dafür verantwortlich, dass Betroffenenanfragen fristgerecht und vollständig beantwortet werden. Fehler in diesem Bereich gehören zu den häufigsten Auslösern von Bußgeldern. Unternehmen, die hier routinierte Prozesse haben, verringern ihr Risiko erheblich.

Darüber hinaus zeigen Erfahrungsberichte, dass Datenschutzverstöße einen direkten Einfluss auf Ratings und Kreditvergaben haben können. Finanzinstitutionen berücksichtigen inzwischen verstärkt ESG-Faktoren, zu denen Datenschutz zählt. Eine öffentliche Sanktion kann die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens spürbar beeinträchtigen. Gerade im Mittelstand, der auf stabile Finanzierung angewiesen ist, kann ein funktionierendes Datenschutzsystem daher zur Absicherung der Kapitalbasis beitragen.

Mit anderen Worten: Ein professioneller DSB ist ein Risikomanager. Er senkt die Wahrscheinlichkeit regulatorischer Schäden, schützt die Marke und stärkt das Vertrauen von Investoren und Geschäftspartnern. Dieser Schutzfaktor kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

3. Verhinderung von Datenlecks und höhere Cybersicherheit

Die Kosten einer Datenpanne werden häufig unterschätzt, bis es zu spät ist. Ein IBM-Bericht beziffert den durchschnittlichen Schaden eines Datenlecks im Jahr 2024 auf rund 5 Millionen US-Dollar, Tendenz steigend. Der finanzielle Aufwand umfasst dabei nicht nur unmittelbare technische Maßnahmen, sondern auch Krisenkommunikation, Rechtsberatung, Kundenbenachrichtigung, Vertragsverluste und langfristige Imageeffekte.

Der DSB spielt eine zentrale Rolle dabei, solche Szenarien zu verhindern. Er sorgt dafür, dass Datenschutzmaßnahmen und Cybersicherheitsprozesse ineinandergreifen, unterstützt Datenschutz-Folgenabschätzungen, erkennt Risikofaktoren und koordiniert interne Audits.

Ein besonders anschauliches Beispiel aus der CNIL-Befragung zeigt konkret, was ein guter DSB bewirken kann: Nach gezielten Schulungen zum Thema Phishing sank der Anteil der Mitarbeiter, die auf verdächtige Links klickten, von 21 % auf nur noch 5 %. Ein solches Ergebnis entspricht einer drastischen Verringerung der Einfallstore für Angriffe und zeigt, wie wirksam richtige Sensibilisierung ist.

Darüber hinaus trägt der DSB wesentlich zur Ordnung der Datenlandschaft bei. Unternehmen, die wissen, welche Daten sie haben, wo sie gespeichert sind und wer darauf zugreift, sind strukturell weniger anfällig für Angriffe. Chaos in Datenbeständen ist einer der größten Risikofaktoren, und genau hier wirken die Grundsätze der DSGVO wie eine Art organisatorische Firewall.

Unternehmen, die ihren Datenschutz systematisch professionalisieren, reduzieren daher nicht nur Risiken, sondern verbessern die Resilienz der gesamten Organisation. Diese Resilienz wirkt sich wiederum positiv auf Versicherungsprämien, Vertragsrisiken und operative Stabilität aus.

4. Effizientere Datenverarbeitung und Daten-Governance durch den DSB

Neben den Risikothemen zeigt die CNIL-Analyse deutlich: Der DSB ist ein Treiber für interne Effizienz. Die Datenschutzgrundsätze der DSGVO, insbesondere Datenminimierung, Zweckbindung und Speicherbegrenzung, führen Unternehmen zwangsläufig zu einer rationaleren Datenhaltung.

Das führt zu messbaren wirtschaftlichen Ergebnissen. Ein DSB berichtete, dass durch die Reduzierung und Strukturierung von Datenbeständen Serverkosten von 400.000 Euro eingespart wurden. Solche Zahlen überraschen nicht, viele Unternehmen speichern jahrelang unnötige Daten, ohne Verwertungszweck, aber mit hohen Kosten und Risiken.

Durch den DSB entsteht eine klarere Datenarchitektur. Daten werden zentraler, konsistenter und transparenter, Silos werden reduziert, Zugriffe besser dokumentiert. Das erleichtert nicht nur die Arbeit der IT-Abteilung, sondern verbessert auch die Entscheidungsqualität des Managements.

Daten, die strukturiert und sauber geführt werden, entfalten ihre Wirkung schneller und zuverlässiger. Teams können auf relevante Informationen zugreifen, ohne sich durch redundante oder veraltete Bestände zu kämpfen. Dieser Vorteil wird in vielen Unternehmen erst sichtbar, wenn erstmals eine belastbare Dateninventur durchgeführt wird, häufig ein Projekt, das durch den DSB initiiert oder begleitet wird.

Datenschutz wird damit zu einem Katalysator für Daten-Governance. Und Daten-Governance wiederum ist ein zentraler Faktor für moderne Geschäftsmodelle, die zunehmend auf Datenanalyse, Automatisierung und Digitalisierung beruhen.

Unternehmen, die die wirtschaftlichen Potenziale des Datenschutzes nutzen möchten, stehen häufig vor der Frage, ob die Funktion intern aufgebaut oder extern besetzt werden sollte. In vielen Fällen zeigt sich, dass ein externer Datenschutzbeauftragter erhebliche Vorteile bietet: Er bringt spezialisierte Fachkenntnisse, langjährige Praxiserfahrung und einen unabhängigen Blick auf interne Strukturen mit. Diese Kombination steigert die Effektivität der Datenschutzmaßnahmen deutlich. Unsere Erfahrung aus zahlreichen Mandaten zeigt, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen durch die externe Besetzung nicht nur Compliance-Risiken reduzieren, sondern zugleich von klar kalkulierbaren Kosten und sofort verfügbarer Expertise profitieren. Ein externer DSB ermöglicht damit die gleiche professionelle Betreuung wie in großen Konzernen, ohne Ressourcen intern binden zu müssen.

5. Die strategische Rolle des DSB im Geschäftsmodell

Ein besonders spannender Punkt der Studie betrifft die Frage, wie das Geschäftsmodell eines Unternehmens die Wirkung des DSB beeinflusst. Organisationen, die auf datengetriebene Produkte oder digitale Dienstleistungen setzen, integrieren den DSB zunehmend als strategischen Berater. Sie erkennen, dass gerade innovative Geschäftsmodelle robuste Compliance-Strukturen benötigen, um langfristig skalierbar zu sein.

Bemerkenswert ist die Erkenntnis, dass Unternehmen, die stärker in die Compliance investieren, auch mehr Vorteile aus dem DSB ziehen. Dies zeigt einen klaren Return on Investment: Je besser der DSB ausgestattet wird, desto wertschöpfender kann er arbeiten. Ein DSB, der über ausreichend Zeit, Ressourcen und Qualifikation verfügt, trägt nachweislich dazu bei, Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen.

Auch der kulturelle Faktor spielt eine große Rolle. Unternehmen, die Compliance als Ressource und nicht als Hindernis begreifen, schaffen ein Umfeld, in dem der DSB aktiv gestalten kann. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Zufriedenheit und Wirksamkeit des DSB aus. Eine Organisation mit positiver Compliance-Kultur stärkt ihre eigenen Schutzmechanismen und wertet gleichzeitig die Rolle des Datenschutzbeauftragten auf.

Datenschutz wird in solchen Unternehmen als Asset verstanden, als Teil der Unternehmensstrategie und als Element verantwortungsvoller Unternehmensführung. Wie im Nachhaltigkeitsbereich gilt auch hier: Wer regulatorische Anforderungen als Chance begreift, gewinnt langfristig an Marktwert.

Ein weiterer Aspekt, der in der Praxis häufig unterschätzt wird, ist die Wirkung eines externen DSB auf die Compliance-Kultur des Unternehmens. Durch seine unabhängige Stellung wird der Datenschutz stärker als übergreifende Unternehmensaufgabe verstanden und nicht als isolierte Pflicht. Externe Datenschutzbeauftragte können zudem bewährte Branchenstandards, Benchmarking-Erfahrungen und erprobte Prozessmodelle einbringen. Diese externe Perspektive führt nicht selten dazu, dass Unternehmen ihren Datenschutz effizienter organisieren und schneller auf regulatorische oder technologische Veränderungen reagieren. Für Firmen, die ihre internen Strukturen entlasten möchten oder eine neutrale Fachinstanz benötigen, ist der externe DSB deshalb ein wesentlicher Hebel zur Steigerung des Return on Investment der gesamten Compliance-Architektur.

6. Warum der DSB ein wirtschaftlicher Vermögenswert ist

Die DSGVO gibt den Rahmen vor, aber Unternehmen entscheiden selbst, welchen Wert sie aus ihrer Compliance ziehen. Die CNIL-Analyse zeigt eindeutig: Datenschutz ist kein Kostenblock, sondern ein betriebswirtschaftlicher Vorteil, wenn Unternehmen ihn strategisch begreifen.

Ein gut integrierter DSB trägt dazu bei, Ausschreibungen zu gewinnen, Risiken zu senken, Datenpannen zu verhindern und interne Prozesse zu optimieren. Damit wird er zum Faktor für Vertrauen, Effizienz und Resilienz. Viele Unternehmen unterschätzen den langfristigen Return on Investment – doch gerade in einer zunehmend datengetriebenen Wirtschaft ist Datenschutz ein zentraler Stabilitätsanker.

Für Unternehmen stellt sich damit nicht die Frage, ob sie sich Datenschutz leisten können, sondern ob sie es sich leisten können, darauf zu verzichten. Die Antwort liegt auf der Hand: Ein professioneller und strategisch eingebundener DSB ist kein Kostenpunkt, sondern ein unternehmerischer Gewinn.

Wenn Sie die wirtschaftlichen Vorteile eines professionellen Datenschutzmanagements nutzen möchten, unterstützen wir Sie gerne, sowohl beratend als auch durch die Übernahme der Funktion des externen Datenschutzbeauftragten. Unsere Kanzlei stellt seit vielen Jahren externe DSB für Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen und begleitet sie dabei, Datenschutz zu einem echten Wertschöpfungsfaktor zu entwickeln. Wenn Sie Ihre Compliance-Strukturen stärken, Risiken minimieren oder Ihr Datenschutzmanagement strategisch neu ausrichten möchten, stehen wir Ihnen jederzeit für ein unverbindliches Erstgespräch zur Verfügung.

Christian Krösch